So verbessert gemeinsames Weihnachtssingen die Lungengesundheit für Menschen mit COPD

Singen entwickelt sich zunehmend zu einer wirkungsvollen, evidenzbasierten Methode, mit der Menschen mit COPD leichter atmen, sich besser fühlen und aktiv bleiben können – und die festliche Zeit des Weihnachtssingens ist der ideale Moment, um diese Vorteile zu nutzen.

Carol singing 2025

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass strukturiertes „Singen für Lungengesundheit“ (Singing for Lung Health, SLH) die Ausdauer beim Gehen ebenso effektiv verbessern kann wie klassisches Bewegungstraining in der pneumologischen Rehabilitation und dabei gleichzeitig die Lebensqualität sowie das emotionale Wohlbefinden unterstützt.

Warum Singen Menschen mit COPD hilft

Menschen mit COPD beschreiben Atemnot häufig als eine allgegenwärtige Einschränkung, die jeden Bereich des Alltags beeinflusst. Dies zeigt sich vom Einkaufen bis hin zur Teilnahme an familiären Aktivitäten. Singen verändert den Fokus: Statt sich auf jeden unangenehmen Atemzug zu konzentrieren, richtet sich die Aufmerksamkeit auf Melodie, Text und Rhythmus. Zeitgleich wird die Atmung im Hintergrund sanft neu geschult.

SLH-Sitzungen sind so aufgebaut, dass sie lange Gesangsphrasen, kontrolliertes Ausatmen und entspanntes Einatmen fördern. Dies hilft, die Lunge effektiver zu entleeren, Lufteinschlüsse zu reduzieren und die Atemarbeit zu erleichtern.

Kaasgaard et al. zeigten, dass Menschen mit COPD, die im Rahmen eines zehnwöchigen, gemeinschaftsbasierten Rehabilitationsprogramms in Dänemark hauptsächlich Singen für Lungengesundheit als Training nutzten, ihre Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest in sehr ähnlichem Maße verbesserten wie Teilnehmende eines konventionellen, gerätebasierten Trainings. In beiden Gruppen erzielten jene die größten Fortschritte, die regelmäßig teilnahmen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass eine angenehme und nachhaltige Aktivität wie Singen ein geeigneter Weg sein kann, Menschen langfristig für die Rehabilitation zu motivieren.

Atmung, Haltung und Symptomkontrolle

Die Informationen der British Lung Foundation zu „Singen für Lungengesundheit“ beschreiben drei zentrale Mechanismen, durch die Singen die Atmung verbessern kann:
– das Erlernen langsamerer, tieferer Atemzüge
– ein verbessertes Gefühl von Kontrolle über die Atmung
– eine bessere Körperhaltung zur Unterstützung der Lungenfunktion

Viele Menschen mit COPD atmen überwiegend aus dem oberen Brustbereich und nutzen dabei verstärkt die Nacken- und Schultermuskulatur – ein Muster, das ermüdend und ineffizient ist. Das Singen langer Phrasen fördert ein längeres, vollständigeres Ausatmen und aktiviert die Bauchmuskulatur, was das alltägliche Atmen erleichtern kann.

Teilnehmende von SLH-Gruppen berichten häufig, dass sie weniger Atemnot verspüren, ihre Atmung besser kontrollieren können und Symptome wie Husten oder angstbedingtes „Panikatmen“ besser bewältigen. In der dänischen Studie wurde SLH gezielt an die Bedürfnisse von Menschen mit COPD angepasst und kombinierte körperliche Aufwärmübungen, Atem- und Stimmübungen, Bewegung und Gesang – eine Struktur, die dem Ansatz der British Lung Foundation entspricht, Haltung, Rhythmus und Entspannung zur Unterstützung der Atemkontrolle zu verbinden.

Mentales Wohlbefinden, Selbstvertrauen und Gemeinschaft

Die Vorteile des Singens gehen weit über die reine Lungenfunktion hinaus. Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen leiden häufig unter gedrückter Stimmung, Stress und sozialer Isolation. Insbesondere dann, wenn Atemnot ihre Teilhabe am täglichen Leben einschränkt. Gemeinsames Singen wird immer wieder als erhebend, freudvoll und mental erfrischend beschrieben. Viele Teilnehmende berichten, dass Sorgen während der Singeinheiten in den Hintergrund treten und die positive Stimmung auch danach anhält.

Singen verändert zudem die Selbstwahrnehmung: Statt sich ausschließlich als „Patienten“ zu sehen, werden die Teilnehmenden zu „Chormitgliedern“, die gemeinsam an Harmonien arbeiten statt an Krankenhausbesuchen. Regelmäßige Treffen stärken das Selbstvertrauen, schaffen neue Freundschaften mit Menschen, die die Herausforderungen einer Lungenerkrankung wirklich verstehen, und können dazu motivieren, weitere Formen von Bewegung und Selbstmanagement auszuprobieren. Wie eine Teilnehmerin der British Lung Foundation es ausdrückte: Das Wichtigste sei die Verbesserung der Gesundheit – „aber wir klingen auch gar nicht so schlecht“.

Weihnachtssingen als saisonale pneumologische Rehabilitation

In der Vorweihnachtszeit bieten Gottesdienste mit Weihnachtsliedern und Gemeinschaftschöre eine natürliche Gelegenheit, diese Vorteile erlebbar zu machen. Strukturierte SLH-Programme beinhalten typischerweise körperliche Aufwärmübungen, Atemtraining, Stimmspiele und etwa 40 Minuten Gesang – nicht unähnlich einer gut organisierten Chorprobe mit integriertem Gesundheitsfokus.

Für Menschen, die sich von Laufbändern und Gewichten abgeschreckt fühlen, kann die Einladung „Komm und singe Weihnachtslieder für deine Lunge“ deutlich attraktiver sein – und dennoch zu Verbesserungen der körperlichen Leistungsfähigkeit und Atemkontrolle beitragen.

Atemtherapeutische Teams und ihre Partner können diese saisonale Dynamik nutzen, indem sie auf lokale SLH- oder von der British Lung Foundation unterstützte Gruppen hinweisen, Singen in gemeindenahe Rehabilitationsprogramme integrieren und objektive Messverfahren wie Spirometrie oder den 6-Minuten-Gehtest einsetzen, um Fortschritte über die Zeit zu dokumentieren. Die Botschaft an Patientinnen und Patienten ist einfach und hoffnungsvoll: Man muss kein „guter Sänger“ sein, um zu profitieren – es genügt, mitzumachen, gemeinsam zu singen und den Atem etwas zu unterstützen, das nicht nur funktional ist, sondern auch Freude bereitet.

Quellen

1. Kaasgaard, M., Rasmussen, D.B., Andreasson, K.H., Hilberg, O., Løkke, A., Vuust, P. und Bodtger, U. (2022) ‘Use of Singing for Lung Health as an alternative training modality within pulmonary rehabilitation for COPD: a randomised controlled trial’, European Respiratory Journal, 59, 2101142. doi:10.1183/13993003.01142-2021.

2. Singing for lung health, published by the British Lung Foundation.

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