Asthma bei Kindern stabil halten: Wie Eltern mehr Sicherheit bekommen

Bei Asthma sind individuell große Schwankungen möglich: Einige Tage geht es dem Kind gut, dann klagt es plötzlich über Hustenreiz. Die Eltern sind oft verunsichert – zumal sie meist lange auf einen Termin beim Kinderpneumologen warten müssen. Um den Gesundheitszustand des Kindes besser einschätzen zu können, haben sich regelmäßige Selbstkontrollen bewährt. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund empfiehlt, selbst täglich zuhause die Lungenfunktion des Kindes zu überprüfen – und zwar mit einem Peak-Flow-Meter. Es handelt sich um ein kleines, medizinisches Gerät, das sehr einfach anzuwenden ist. Einfach reinpusten – fertig!

Trockener Husten, ein Engegefühl in der Brust und immer wieder Anfälle von Atemnot – etwa jedes zehnte Kind ist inzwischen betroffen. Meistens treten die ersten Asthma-Symptome bei Kindern vor dem fünften Lebensjahr auf. Oft wird die Erkrankung zum dauerhaften Begleiter und beeinflusst das Familienleben stark.

„Bei Asthma sind individuell große Schwankungen möglich“, sagt Prof. Dr. Jürgen Seidenberg, Kinderpneumologe aus Oldenburg. „Es kann sein, dass sich die Lungenfunktion im Laufe der Zeit von allein bessert. Es ist aber leider auch möglich, dass es dem Kind Tag für Tag schlechter geht.“ Häufig sind die Eltern verunsichert, da sie den Gesundheitszustand des Kindes nicht so gut einschätzen können.

Kinder mit Asthma nehmen oft zu viele oder zu wenige Medikamente

„Oft nehmen Kinder mit Asthma auch zu viele oder zu wenige Medikamente“, ergänzt Prof. Seidenberg. Eben weil sich der Zustand häufig ändert und das in der Regel nicht so schnell angepasst werden kann: „Viele an Asthma erkrankte Kinder bekommen nur alle paar Monate einen Arzttermin bei Spezialisten, da Kinderpneumologen in Deutschland fehlen.“ 

Kinderpneumologen wie Prof. Seidenberg und der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) empfehlen daher den Eltern, bei instabiler Situation die Lungenfunktion ihres Kindes regelmäßig zuhause selbst zu überprüfen. „Das gibt den Eltern auf jeden Fall mehr Sicherheit und bringt meistens mehr Entspannung in den Familienalltag“, ist Prof. Seidenberg überzeugt. Außerdem kann dadurch eine Verschlechterung der Lungenfunktion rechtzeitig erkannt und durch eine frühzeitige Behandlung ein schwerer Asthma-Anfall verhindert werden.

Als würde man eine Kerze auspusten

Der DAAB rät den Eltern für die Überprüfung der Lungenfunktion ein sogenanntes Peak-Flow-Meter zu benutzen, ein kleines, medizinisches Gerät, das sehr einfach anzuwenden ist. Der Begriff „peak-flow“ kommt aus dem Englischen und heißt auf deutsch übersetzt „die stärkste Strömung“. Das Peak-Flow-Meter misst die maximale Strömungsgeschwindigkeit der Atemluft. Und zwar beim Ausatmen. So als würde man eine Kerze ausblasen, pustet das Kind einfach in das Mundstück des Gerätes. Prof. Seidenberg erklärt: „Beim Peak-Flow-Meter wird die Geschwindigkeit gemessen, mit der die Luft beim Ausatmen aus der Lunge hinausströmt. Je entzündeter und verengter die Bronchien sind, desto langsamer kann die Luft hinausströmen. Das heißt: Je schneller die Luft ausgeatmet wird, desto besser. Ein hoher Wert ist besser als ein niedriger.“

Doch was ist ein hoher oder niedriger Wert? „Das ist individuell unterschiedlich und der sogenannte persönliche Bestwert für jedes Kind wird vom Arzt festgelegt. So können sich die Eltern bei der regelmäßigen Überprüfung zuhause daran orientieren“, erklärt Prof. Seidenberg. 

Die erste Messung erfolgt beim Arzt

Die erste Messung mit dem Peak-Flow-Meter erfolgt meist ohnehin unter Anleitung eines Arztes oder ausgebildeten Praxismitarbeiters, bei dem die Eltern und das Kind den richtigen Umgang mit dem Gerät erlernen. In der Regel wird dann der Peak-Flow-Bestwert während einer möglichst beschwerdefreien Zeit ermittelt. „Im Idealfall wird über die Dauer von zwei Wochen mehrmals täglich der Peak-Flow-Wert auch nach der Inhalation eines Bronchodilators gemessen. Der höchste Wert in dieser Zeit ist dann der persönliche Bestwert des Kindes“, sagt Prof. Seidenberg. An diesem Wert wird der Arzt das weitere Asthma-Management festlegen und den Eltern auch erklären, wie sie die Medikamente anpassen, wenn sich der Wert verändert.

„Das Peak-Flow-Meter gibt den Eltern nicht nur mehr Sicherheit, sondern kann verhindern, dass die Kinder zu viele oder zu wenige Medikamente nehmen“, sagt Prof. Seidenberg. Vor allem bei kleinen Kindern wären Eltern oft verunsichert, was auch verständlich sei. Aber auch bei Kindern in der Pubertät sei es für die Eltern oft schwer einzuschätzen, ob das vom Jugendlichen genannte Unwohlsein von der Asthma-Erkrankung komme: „Vielleicht hat das Mädchen oder der Junge auch einfach gerade keine Lust zur Schule zu gehen. Die Peak-Flow-Messung bringt hier mehr Klarheit – zumindest was den Zustand der Lunge anbelangt.“

Um zu erkennen, ob die gemessenen Werte bedenklich sind oder nicht, hat sich das Ampelschema bewährt. Dafür gibt es beim Peak-Flow-Meter gegenüber der Skalierung zwei Schieber, die nach der Ermittlung des persönlichen Bestwertes einmalig eingerastet werden und die Bereiche grün, gelb und rot voneinander abgrenzen. Grün bedeutet, der gemessene Peak-Flow-Wert liegt zwischen 80 und 100 Prozent des Bestwertes. Alles ist somit in Ordnung. Gelb bedeutet, der gemessene Peak-Flow-Wert liegt zwischen 50 und 80 Prozent des Bestwertes. Das Kind kann das Bedarfsmedikament einnehmen. Rot bedeutet, der gemessene Peak-Flow-Wert liegt unter 50 Prozent des Bestwertes. Es sollte ein Notfall-Medikament eingenommen werden, und bei fehlender Besserung umgehend der Arzt aufgesucht werden. 

Gut zu wissen: Peak-Flow-Meter werden vom Arzt verschrieben und von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Eltern können das Peak-Flow-Meter UNIVERSAL aber auch in der Apotheke erwerben.

Peak-Flow-Meter: Die Anwendung ist einfach

Die Messung der Lungenfunktion ist einfach durchzuführen und sollte am besten zweimal täglich erfolgen, in der Regel morgens und abends. Pro Messzeitpunkt sollte zwei- bis dreimal hintereinander gemessen und dann der höchste Wert in die individuellen Dokumentationsbögen eingetragen werden, die dem Gerät beiliegen. Um die Peak-Flow-Werte gut miteinander vergleichen zu können, empfiehlt es sich, immer zur gleichen Zeit zu messen (z.B. morgens um sieben Uhr und abends um acht Uhr).

Und so funktioniert es: Schieben Sie den Zeiger an das untere Ende der Messskala. Halten Sie nun das Gerät waagerecht vor den Mund des Kindes. Nun soll das Kind so tief wie möglich einatmen und sofort im Anschluss das Mundstück fest mit den Lippen umschließen. Jetzt soll das Kind für eine Sekunde oder länger so FEST und so SCHNELL wie möglich ausatmen. Wichtig: Achten Sie dabei darauf, dass der Luftstrom nicht durch Zunge oder Zähne blockiert wird. „Spucken“ oder Husten führt zu falschen Messergebnissen. Notieren Sie sich den Messwert. Wiederholen Sie den Messvorgang noch zweimal. 

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